Die digitalisierten Handschriften der Britisch Library - Es geht wieder los

Bayreuth, 2. November 2024

Kaum ein Reenactor der ihn nicht mitbekommen hatte. Den Cyberangiff vom Oktober 2023 auf die Britisch Library und seine Folgen. Die Website der Library, ihre Systeme und Dienste Vor Ort- und Onlines waren gestört. Darunter auch der Zugang auf die Digitised manuscripts. Letztere sind für viele von uns ein wichtiges Standbein in der Recherche.

Aber habt ihr auch mitbekommen, dass es wieder aufwärts geht? Denn seit kurzem ist ein erster Schwung von Handschriften wieder zugänglich. Über 1000 der digitised manuscripts sind es vorerst. Allerdings mit einer Einschränkung. Die einzelnen Handschriften können, zumindest im Moment noch, zwar angezeigt/durchgeblättert, aber noch nicht heruntergeladen werden. Aber auch daran wird gearbeitet.

 

Bild: London British Library - 2024-08-06 (Bildausschnitt). Till Westermayer via Wikimedia Commons. CC BY-SA 2.0


Analoge Recherche - Zur Erinnerung

Bayreuth, 7. September 2024

Wir haben es ja schon mal angesprochen (siehe hier im Blog 10.März 2024). Was tun, wenn einen die Recherche am Rechner nicht weiterhilft oder das dort empfohlene Buch nicht mehr erhältlich oder doch sehr teuer ist? Natürlich in die nächstgelegene Universitätsbibliothek gehen! Mit etwas Glück hat es dort den gesuchten Titel direkt im Bestand und man kann ihn sofort ausleihen, oder er wird einem per Fernleihe besorgt. Das geht tatsächlich auch als Otto Normalforscher. Besser gesagt, als Bibliotheksinteressierter.

Und eben diesen Bibliotheksinteressierten hilft die Universitätsbibliothek Bayreuth sogar beim Einstieg. Dazu bietet sie regelmäßig sogenannte Bibliothekseinführungen für Interessierte aus Stadt und Region an. Der nächste Termin hierfür wäre Donnerstag, der 12. September 2024, 17:00 Uhr.



Die Sache mit den Tatinger Kannen - YouTube-Recherche im Selbstversuch

Bayreuth, 7.April 2024

Ganz ehrlich, wenn es einen Grund gäbe eine Zweitdarstellung zu beginnen, dann wäre es für den Autor dieser Zeilen, die Tatinger Ware. Allein schon, weil man sich dann so einen dermassen geilen Scheiß auf den eigenen Tisch stellen könnte. Hochglanzpoliert und am besten mit Zinnfolienverzierung (siehe Bild). Mindestens aber mit Ritzdekor (siehe Link).

Wie wir darauf gekommen sind? Wir sind über zweimal zwei Youtube-Videos gestolpert. Zuerst, Essen im Mittelalter, auf dem Kanal der OTH Amberg-Weiden, weil es gerade in aller Munde ist. Und dann noch per Zufall, Schulfilm: Mittelalter - Wohnen und Essen unter einem Dach, auf dem Kanal von dokumetARfilm - Schulfilme - Lehrfilme. Beide vielleicht als Dokumentation oder Lehrfilm zu betrachten. In jedem Fall, in beiden Filmen Tatinger Kannen als Schankgeschirr am Tisch scheinbar einfacher (vielleicht auch etwas besser gestellter) Haushalte.

Wunderbar sagt da der Tatinger-Liebhaber. Her mit so einer Kanne. Vielleicht ja doch ohne Zinnfolienverzierung und nicht ganz so hochglanzpoliert, schliesslich sind wir ja einfache Leute.

Eher nicht, wie es aussieht. Dabei ist es auch egal, ob mit oder ohne Zinnfolienverzierung. Denn zwei weitere Youtube-Videos belehren uns diesbezüglich eines Besseren. Zuerst, Geheimnisse der besten Keramik des Mittelalters, auf dem Kanal von Archäologie kurz erklärt (wir sind Fan), der Firma IN TERRA VERITAS und dem dort verlinkten Beitrag von Dr. Bernd Thier Der Scherben und die Magie eines Universums voller Fragen, oder: Warum Archäologen scheinbar zaubern können! auf dem Kanal der Altertumskommission für Westfalen.
In beiden Beiträgen wird deutlich unter wessen Dach solch hochwertige Stücke zu finden waren. Allerdings nicht, wofür sie Verwendung fanden. Das liegt tatsächlich bis heute völlig im Dunkel der Geschichte. Denkbar wäre es gleichermassen, das es sich um Schankgeschirr oder liturgisches Gerät handelte.

Ebenso äußert sich, um ein drittes Beispiel zu nennen, Peter Ettel (1). Auch er ordnet die in einem Grubenhaus in Karlburg am Main gefundenen Fragmente der Tatinger Ware, einer lokalen, möglicherweise kirchlichen Oberschicht zu und vermutet ebenfalls die Verwendung als Tafelgeschirr oder liturgisches Gerät.
Und die Moral von der Geschicht: YouTube kann tatsächlich eine hervorragende Quelle sein … wenn man kritisch bleibt und auf jeden Fall noch einmal selbst recherchiert!

Was in diesem konkreten Fall für den Autor dieser Zeilen heißt: Nix da Tatinger Ware und damit, nix da Zweitdarstellung. Tatinger Ware ist nun mal, so wie es aussieht, zwar geiler Scheiß, aber leider aus dem Umfeld einer kirchlichen und/oder weltlichen Elite und das wiederum kollidiert mit der Leidenschaft von uns Bayreuth 1320ern für die Darstellung der "unteren Zehntausend" der mittelalterlichen Gesellschaft.

 

1) Ettel, Peter: Der früh- und hochmittelalaterliche Zentralort Karlburg am Main. In: Gross, Uwe; Kottmann, Aline; Scheschkewitz, Jonathan (Hrsg): Frühe Pfalzen - Frühe Städte. Neue Forschung zu zentralen Orten des Früh- und Hochmittelalaters in Süddeutschland und der Nordschweiz. 2009. S. 147-174.

Bild: © Anna Axtmann - Die Hafnerin


Analoge Recherche - Ab an die Uni

Bayreuth, 10. März 2024

Wie beginnt eure Recherche? Unsere beginnt meistens am Rechner! Feine Sache und meist kostenneutral. Aber was tun, wenn Google-Suche, Academia und Co einen im Stich lassen? Natürlich analog weiter recherchieren, ist doch klar. Denn leider gibt es vieles, zumindest im Moment noch, tatsächlich nur auf Papier. Digitalisierung hin oder her.

Besonders frustrierend ist das aber, wenn man feststellt, dass die vielversprechende Quelle im Literaturverzeichnis eines PDFs nur Print erhältlich ist. Lief doch bis jetzt so gut.

Aber da hilft es nichts, das Buch muss her. Und das macht die Recherche nicht nur noch zeitaufwändiger, sondern auch noch teuer. Es sei denn, man holt sich das Buch aus der nächstgelegenen Universitätsbibliothek. Entweder direkt aus deren Bestand und zur sofortigen Ausleihe, oder per Fernleihe.

Das geht tatsächlich auch als Otto Normalforscher. Besser gesagt, als Bibliotheksinteressierter.

Die Universitätsbibliothek bei uns in Bayreuth hilft solchen Bibliotheksinteressierten sogar beim Einstieg. Sie bietet jedes Semester mehrere Bibliothekseinführungen für Interessierte aus Stadt und Region an. Die letzte Einführung in diesem Semester findet am kommenden Donnerstag den 14.03.2024, um 17:00 Uhr statt.
Also schnell hin und sich ein Bibliothekskonto einrichten. Es lohnt und rechnet sich. Wir wissen wovon wir reden, denn auch wir bezogen und beziehen den allergrößten Teil dessen, von dem was ihr in unseren Quellenangaben oder in unserem Literaturverzeichnis findet, auf diesem Weg.

Andere Universitätsbibliotheken verfahren übrigens ähnlich. Klickt euch doch einfach mal durch deren Homepages. Oder noch besser: Geht einfach mal vorbei. An der Ausleihtheke (meist leicht zu finden) wird euch sicher geholfen. Am besten geht ihr aber in deren Zentralbibliothek. Die Teilbibliotheken oder Zweigstellen sind nämlich nicht immer dafür ausgestattet neue Bibliothekskonten einzurichten.

Ach ja! Unterschätzt nicht die Stadtbibliothek in euerer Region. Vor allem wenn es um Regional- oder Stadtgeschichte geht, oder um die Baudenkmäler bei euch vor Ort. Da sind sie fast schon unschlagbar. Manchmal sogar bei Thema Archäologie … für eure Region.


Wirtshaus Zum Wilden Mann - Datierung … aber richtig*

Bayreuth, 4. November 2023

Die hier, etwas weiter unten (21. Oktober 2023), in unserem Blog gezeigte Tischleuchte datieren wir im Gegensatz zum Ausstellungskatalog "Aus dem Wirtshaus Zum Wilden Mann - Funde aus dem Mittelalterlichen Nürnberg" ins 15. Jahrhundert. Beruhend auf der kurz nach der Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum vorgenommen Neubewertung der Grabungsergebnisse. Und da diese Nachbetrachtung/Neubewertung eher unbekannt ist, hier noch ein paar Zeilen dazu.

Bereits während der laufenden Ausstellung wurde die zeitlich sehr späte Einordnung der vorgefundenen Formen und Typen kritisch angesprochen. Standen diese doch deutlich im Widerspruch zu den eigentlich üblichen Datierungen solcher Formen und Typen. Wohingegen zeitlich typische Formen und Typen für die Zeit nach 1394, eben des 15. Jahrhunderts, unter den Funden der "Oberen Krämersgasse" fehlten.

Ergraben und in der Ausstellung gezeigt wurden, was oft vergessen wird, nicht nur die Funde aus der Latrine des namensgebenden Wirtshauses "Zum Wilden Mann", aus welchem auch das Original der bei uns gezeigten Laterne stammt, sondern auch die Latrine des nur wenige hundert Meter entfernten Wohnhauses "Obere Krämersgasse 12". Dort führten die Grabungsumstände zu einer Datierung der Latrine in die Zeit nach 1394.

Davon ausgehend, dass das (dendrodatierte) Wohnhaus und die Latrine um diese Zeit gemeinsam errichtet wurden, datierte man die Masse der dort geborgenen Funde und ihre Entsprechungen aus "Zum Wilden Mann", in die erste Hälfte des 15. Jahrhundert. Dies fand dann auch Einzug in den Ausstellungskatalog und wurde wie gesagt, schon während der Ausstellung kritisch hinterfragt.
Um diese Diskrepanz zu diskutieren lud das Germanische Nationalmuseum bereits kurz nach der Ausstellung zu einem Kolloquium.

Dabei konzentrierte man sich auf zwei Themenschwerpunkte. Die Laufzeit von Gefäßtypen, u.a. bei Keramik und  der Frage, ob Gebäude und Latrine "Obere Krämersgasse 12", tatsächlich zeitgleich errichtet wurden.

Letzteres mit dem Ergebnis, dass zum einen die Befundbeobachtung keine Beziehung zwischen Haus und Latrine erbringen konnte. Zum anderen, dass die (typologische) Datierung des Fundkomplexes - es fanden sich Stücke die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen - klar darauf hindeutet, dass die Latrine um 1394 aufgelassen und wohl für den (Neu-)Bau des Hauses verfüllt und überbaut wurde. Damit sind die Funde nicht in die Zeit nach ca. 1400, sondern bis zu diesem Zeitpunkt zu datieren

Blieben noch die Funde aus der Grabung „Zum Wilden Mann“ am Weinmarkt, die der Ausstellung ihren Namen gab. Hier konnte die ursprünglich gemachte Beobachtung bestätigt werden, dass die Funde, im Vergleich zu „Obere Krämersgasse“, ein größeres Zeitfenster abdecken. Dem Ergebnis des Kolloquiums folgend, neben den auch hier vorkommenden älteren Funden, analog zu datieren wie "Obere Krämersgasse", auch noch Stücke die sicher ins 15. Jahrhundert zeigen.
Womit wir wieder bei der Datierung der hier in unserem Blog gezeigten Laterne wären. Beziehungsweise ihrem Originalvorbild. Wir haben uns entschlossen, dem Ergebnis des Kolloquiums zu folgen. Und da dieses die jüngsten Funde aus "Zum Wilden Mann" klar ins 15. Jahrhundert datiert, dürfte auch die Laterne, die zu eben jenen jüngsten Stücken zählt, ebenfalls ins 15. Jahrhundert zu datieren sein.

 

*Siehe: Scholkmann, Barbara: Bericht über das Kolloquium zur Ausstellung „Aus dem Wirtshaus Zum Wilden Mann - Funde aus dem Mittelalterlichen Nürnberg“ am 21. September 1984 im Germanischen Nationalmuseum. In: Janssen, W., Steuer, H., Binding G. (Hrsg): Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters. Band 12 (1984). S. 225-226.

Bild: Nürnberg, Weinmarkt 11, Wirtshaus Zum Wilden Mann. Aus: Der Weinmarkt (Bildausschnitt), von Johann Adam Deselbach, 1725. Via Archivportal-D, CC BY-SA 4.0 DEED


Quellenkritik - Trau schau wem

Bayreuth 16. April 2023

Es ist noch gar nicht lange her, da haben wir euch hier bei uns ein Gießfass neu vorgestellt. Gefertigt nach Fotos eines komplett unbeschädigten Originals. Zu sehen im Deutschen Burgenmuseum auf der Heldburg in Thüringen. Gefunden, 1951 in Nürnberg. Die zugehörige Tafel in der Vitrine titelt: "Handwaschgerät (Lavabo) mit Decken - Steinzeug, 13./14. Jh. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Ke 2551".

Blöd nur, das uns dieser Tage ein Artikel in die Hände gefallen ist, der neben Anderen auch genau diesen Gießfass behandelt, und der sagt etwas ganz anderes. In KulturGUT - Aus der Forschung des Germanischen Nationalmuseums, Heft 37, 2. Quartal 2013 (Seite 5-7) steht zu lesen, daß das Stück anhand von Vergleichsfunden grob zwischen die zweite Hälfte 14. und den Beginn des 16. Jahrhunderts zu datieren ist. Wobei im Artikel ausdrücklich darauf hingewiesen wird das eine typologische Datierung solcher Gießfässer, einiges an Ungenauigkeit mit sich bringt. Allerdings liesse sich "unser" Gießfass anhand begleitender Keramikfunde ins 15. Jahrhundert datiert.

Soweit so schlecht. Zwei Datierungen für ein und das selbe Stück. Damit ist guter Rat teuer! Wir tendieren zur Zeit dazu, weiterhin der Datierung in der Ausstellung zu folgen. Zumal das Burgenmuseum drei Jahre nach erscheinen des Artikels in "KulturGUT" eröffnet wurde und wir hier deshalb unterstellen wollen, das die dort gezeigten Exponate für die Ausstellung neu bewertet wurden und die zugehörigen Tafeln dann auch den aktuellen Kenntnisstand wiedergeben.

Apropo: Da unser Gießfass, bedingt durch nur ein unvorteilhaftes Foto als Grundlage, nicht so ganz die Gefäßform des Originals wiedergibt, haben wir ein neues Replik in Auftrag gegeben. Jetzt entsprechend der (Fund)Zeichnung im Artikel in "KulturGUT" Heft 37 und in der in der Ausstellung angegebenen Warenart. Und selbstverständlich gibt’s das neue Teil dann auch hier zu sehen.


Onlinerecherche - Unendliche Weiten

Bayreuth, 12. März 2023

Bei der Recherche geht heut der erste Gang üblicherweise an den Rechner und dann erst in eine der einschlägigen Bibliotheken. Schade nur, das man im Netz nur bedingt das findet wonach man sucht. Ist es doch eine Unart von Suchmaschinen, das man die richtige Frage kennen muss um nicht leer auszugehen.

Oder man landet, bei ganz anderer Suche einen Glückstreffer. Zwei solcher Glückstreffer hat und die Suchmaschine vor einiger Zeit serviert. Zwei Datenbanken die wir, so aus dem Bauch raus, nie mit Geschichte oder Archäologie verbunden hätten. Und die wollen wir kurz mal an euch weiterreichen.

Zum einen, ART-Dok - Publikationsplattform Kunst und Bildwissenschaften. Bereitgestellt von der Universität Heidelberg. Zum anderen, E-Periodica - Plattform für Schweizer Zeitschriften online von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Und um es noch besser zu machen: Alles zum download und zitierfähig. Beide Links findet Ihr ab sofort und dauerhaft HIER bei uns unter LINKS.


Bayreuth1320 Linksammlung

Reenactmentshopping - Wenn man weiß was passt

Bayreuth, 18. Februar 2023

Wohin geht ihr eigentlich zum shoppen, wenn das Equipment nach Erweiterung verlangt. Bei uns jedenfalls geht der erste Weg tatsächlich manchmal in das eine oder andere Onlinekaufhaus. Vielleicht gibts ja was von der Stange. Meist nicht, wie Ihr sicher wisst. Was für ein Hobby. Nix gibts zu kaufen. Alles muss man sich anfertigen lassen.
Naja, fasst alles. Denn dankenswerterweise gibt es dann doch den einen oder anderen Händler mit reenactmenttauglichen Sortiment. Mehr wie man denkt, aber weniger als man gerne hätte. Einige davon, die auch wir gelegentlich heimsuchen, haben wir für euch unter der Überschrift "Kaufhäuser", HIER bei uns unter LINKS (ganz unten auf der Seite) zusammengetragen. Viel Spaß beim schoppen.

Ein Tipp für Einsteiger unter unseren Lesern. Kauf nichts mit einem der folgenden oder ähnlichen Sätzen im Kopf: „Das ist doch so Ähnlich!“, „Das passt schon!“, „Es gibt nichts anderes!“. Das wäre sich selbst in die Tasche gelogen. Besser: Finger weg! Das spart Geld! Denn wer falsch kauft, kauft doppelt und doppelt kaufen ist immer teurer als die Investition in die Arbeit eines versierten Handwerkers. Davon haben wir natürlich ebenfalls ein paar die wir euch empfehlen können. Ebenfalls HIER bei uns unter LINKS zu finden